Welche Filme gucken Quantenphysikerinnen und –physiker an einem WG-Filmeabend? Das Publikum im Theaterhaus war am Montagabend auf dem WG-Sofa live dabei und sorgte mit einer Portion Quantenzufall für ein bunt zusammen gewürfeltes Filmprogramm.
Auf dem WG-Lieblingskanal QFLIX liefen den ganzen Abend Sport, Shopping, Natur und Nachrichten und boten erhellendes und vergnügliches rund um den Quantencomputer.
Wir zappen als erstes zu Käthes Trendschminktipps. Vergebens versucht sie ihren Followern das Prinzip mit Hilfe ihres Augenmakeups zu erklären. WG-Mitbewohnerin Kathrin König, Doktorandin am Fraunhofer Institut in Freiburg, springt in die Bresche und demonstriert Verschränkung mit einem Magnetexperiment. Ein, zwei, drei und vier Stabmagnete magisch miteinander „verschränkt“ und fertig ist im Prinzip ein Quantencomputer mit vier verschränkten Quantenbits.
Weiter geht es mit Sport. Was Fehlerkorrektur für Quantencomputer mit Curling zu tun hat erfahren wir beim Qurling. Allen Neulingen in dieser Sportart gibt Kathrin König Nachhilfe. Fehlerkorrektur bei Quantencomputern scheint eine schwierige oder zumindest sportliche Angelegenheit zu sein.
Nach so viel Spannung auf dem Eis ist Zeit für Nachrichten. Sprecher Julian Maisch tischt uns allerlei Schlagzeilen auf. Weltweit alle Züge pünktlich. Das Wetter für die nächsten 30 Jahre. Ist da was dran? WG-Bewohner und Quantenphysiker Julian, Doktorand an der Universität Stuttgart, ordnet die Fakes und Facts für uns. Sein Fazit: Eine Katze im Gleisbett kann auch im Quantencomputerzeitalter der Zukunft den Fahrplan gehörig durcheinanderbringen. Berechnungen, wie das Wetter am 9. Mai in 30 Jahren sein wird, bleiben für einen Quantencomputer auch in Zukunft unlösbar.
Katzenfilme gehen immer. Der französische Tierfilmer Charles Babin, frisch promovierter Quantenphysiker aus Stuttgart, entführt uns in das unbekannte Reich freilebender Katzen und Quatzen in die wilden Stuttgarter Vorgärten und Wohnungen. Die Quantenkatze ist klar im Vorteil bei der Futtersuche. Während ihr naher Verwandter aus der makroskopischen Welt alle Futterplätze der Reihe nach abklappern muss, sondiert die „Quatze“ alle Orte zur gleichen Zeit. Tierisch gut wie ein Quantencomputer.
Eine einfache Rezeptur für Quantencomputer verspricht Richard Feynman alias Julian Maisch, Doktorand und Quantenphysiker an der Universität Stuttgart und geht auf Kundenfang für sein neuestes E-Book „In fünf Schritten zum Quantencomputer“. Leider bei näherer Betrachtung und der nüchternen Analyse von Julian Maisch alles doch nicht so einfach. Denn in jeder der so einfach klingenden fünf Zutaten wie ein skalierbares System aus Qubits, Initialisierung der Qubits, lange Kohärenzzeiten, Quantengatter sowie Auslesen via Messung steckt jahrelange Tüftelarbeit von Generationen von Quantenwissenschaftler*innen in den Laboren weltweit.
Mit einer Produktpräsentation der besonderen Art geht der Filmabend mit Tim Strobel, Doktorand an der Universität Stuttgart weiter. Er preist mit dem „i-ns“ [aɪ̯ns] einen Quantencomputer für die Hosentasche an. Aber das Gerät entpuppt sich als sündhaft teuer, wenig smart, schwierig zu bedienen und kann auch nur eine Art von Aufgabe lösen. Für Schnäppchenjäger noch nicht ganz das richtige.
Lisa Ringena, Quantenphysikerin und Wissenschaftskommunikatorin an der Universität Heidelberg, entspannt sich zwischendrin bei einer energetisierenden Quantenyoga-Einheit. Vom Grundzustand in den angeregten Zustand zu gehen, schafft die erfahrene Yogi mit links. Bei der Superpositionsstellung, also gleichzeitig im Grundzustand und im angeregten Zustand zu verharren, ist sie ratlos. Das Publikum lernt, nicht hinschauen hilft, denn die Superposition wird bei der Messung zerstört.
Im letzten Film des Abends erliegt Quantenphysikerin Lisa den Werbeversprechen auf Tines Teleshoppingkanal. Als Expertin weiß sie zwar, dass der Quantencomputer auf Bestellung noch in weiter Ferne liegt. Unseriöses Angebot hin oder her, am Ende gibt sie der Versuchung nach und bestellt sich das Upgrade-Modell auf der Basis von Rydbergatomen - in Blau. Der Preis? Eigentlich unbezahlbar.
Am Schluss bewarben sich noch zwei potentielle Mitbewohner in der Quanten-WG: Tilman Pfau (Institutsleiter und Mitbegründer von IQST) sowie Florian Meinert (Nachwuchsgruppenleiter) beide vom 5. Physikalischen Institut an der Universität Stuttgart stellten sich dem Eignungstest und beantworteten die Fragen zum Quantencomputer aus dem Publikum. Aufnahmetest bestanden, so die einhellige Meinung der WG. Kein Wunder, saßen doch zwei ausgewiesene Experten auf dem Gebiet des Quantumcomputing im Wohnzimmer. In ihren Labors wird gerade an einem Quantencomputer-Demonstrator mit gefangenen Rydbergatomen getüftelt.
Zur Vorbereitung auf die Q-Science Show konnten sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf einen Platz beim IQST-Workshop für Wissenschaftskommunikation bewerben. Der Berliner Drehbuchautor und Dramaturg Oliver Schmaering und die Leipziger Stimmtrainierin Mona Deibele gaben den Slammerinnen und Slammern in zwei Workshops und Einzeltrainings das richtige Werkzeug für einen gelungenen Slam mit. "Die Übungen der Selbstinszenierung, der Rhetorik, der Dramaturgie ist die beste Vorbereitung für Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die oftals Vortragende vor Publikum stehen", ist Tilman Pfau überzeugt. Mit der Q-Science Show 2022 ging die Reihe in die fünfte Runde.
Die Q-Science Show wurde vom Zentrum für Quantenwissenschaft und -technologie IQST mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung ausgerichtet.
Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaft und -technologie IQST